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Startup-Förderin Janine Brühwiler

Wie man der eigene Chef wird: Von falscher Motivation und weiteren Knacknüssen

Kürzlich feierte der Verein Startnetzwerk Thurgau sein 10-Jahr-Jubiläum. Geschäftsführerin Janine Brühwiler sagt im Gespräch, welche Faktoren viele Gründerinnen und Gründer unterschätzen, und in welchen Fällen sie dem Gegenüber die Augen öffnen muss.

Marcel Baumgartner am 21. September 2023

In unserer Rubrik «Short Break» beantworten unsere Interviewpartnerinnen und -partner schriftlich persönliche Fragen, auf welche wir in einem anschliessenden Podcast-Gespräch Bezug nehmen.

Sie weiss aus eigener Erfahrung, wie hart es sein kann, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen. Weil es Janine Brühwiler bei der damaligen Arbeitsstelle in gewissen Bereichen nicht zügig genug vorwärtsging, machte sie den Schritt in die Selbstständigkeit. Noch heute betreibt sie neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin des Startnetzwerks Thurgau eine eigene Firma. Wenn sie also Jungunternehmerinnen und -unternehmer berät, kann sie auf die eigenen Erfahrungen verweisen. Da trifft Praxis auf Praxis.

Nicht wenige gelangten allerdings mit falschen Vorstellungen zu ihr, sagt sie. Unterschätzt werde unter anderem die Notwendigkeit einer genauen Marktanalyse. Ebenso der zeitliche Faktor.

In der Anfangsphase praktisch keine Ferien

«Es kommt immer wieder vor, dass als Motivation für die Selbstständigkeit der Wunsch nach mehr Freizeit angegeben wird», erklärt die 34-Jährige. Hier müsse man dem Gegenüber die Augen öffnen.

Dass in der Anfangsphase – wie lange diese auch immer dauern mag – praktisch keine Ferien drin lägen, sei leider oftmals der Fall. Dessen müsse man sich bewusst sein. Und damit umgehen können. Auch sie selber habe lernen müssen, gelegentlich bewusst abzuschalten, um den notwendigen Ausgleich zu erhalten.

Über 1500 Unterstützte

In über 200 Workshops, mehr als 600 Startgesprächen und rund 100 Coachings konnte der Verein Startnetzwerk Thurgau seit seiner Gründung vor zehn Jahren über 1500 angehende Gründerinnen und Gründer unterstützen. Janine Brühwiler ist seit drei Jahren als Geschäftsführerin tätig.

Im Gespräch sagt sie unter anderem, wie sich die gesamte Gründerszene entwickelt hat, inwiefern Selbstständigkeit und der Wunsch nach mehr Lebensqualität in Einklang zu bringen sind, und ob die Ostschweiz einen gesunden Nährboden für Startups bietet.

Nachfolgend das Audio-Gespräch sowie Janine Brühwilers Antworten auf unsere Fragen.

Nutzerinnen und Nutzer unserer App verwenden für den Podcast diesen Link.

  • Jahrgang: 1988

  • Berufsbezeichnung: Geschäftsführerin

  • Wohnort: Frauenfeld

  • Zivilstand/Kinder: Verheiratet / 1 Kind plus aktuell schwanger

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In drei kurzen Sätzen: An welchem Punkte in Ihrem Leben stehen Sie heute?

Glücklich und erfüllt, so lässt sich mein derzeitiger Lebensabschnitt am besten beschreiben, denn sowohl beruflich als auch persönlich ist alles in bester Harmonie. Ich schätze mich glücklich, ein gesundes Leben zu führen, ein gemütliches Zuhause mit meinem Ehemann und unseren Kindern zu teilen und von unterstützenden Freunden und Verwandten umgeben zu sein. Ich würde es schon fast als klassisches «Bünzli-Leben» bezeichnen.

Was würden Sie als bisher absolutes Highlight in Ihrem Leben bezeichnen?

Mein absolutes Highlight im Leben ist zweifellos das Privileg, in der wunderschönen Schweiz aufgewachsen zu sein und hier zu leben. Weiterhin schätze ich mich glücklich, einen super Ehemann an meiner Seite zu haben. Doch das grösste Glück, das mein Leben bereichert, ist unsere wunderbare Familie, angefangen bei unserem ersten Kind und der Vorfreude auf unser zweites Kind, das unser Leben noch weiter bereichern wird.

Was war ein Tiefpunkt, eine grosse Niederlage?

Von denen gab es ebenfalls so viele wie Höhepunkte/Highlights und ich bin mir sicher, nur deshalb kann ich so dankbar dafür sein, dass es meinen Liebsten und mir im Moment so gut geht. Beruflich gesehen finde ich es schwierig von einer Niederlage zu sprechen oder vom Scheitern. Denn ich habe zwar mein Start-up damals aufgegeben, trotzdem empfinde ich es nicht als Tiefpunkt oder Niederlage. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

Was sind Ihre Visionen, was möchten Sie unbedingt noch erreichen?

Privat gesehen wünsche ich mir, dass meine Familie und ich gesund bleiben und hoffentlich auch mal noch eine etwas grössere gemeinsame Reise unternehmen können.

Beruflich möchte ich in meinem aktuellen Job die Gründenden im Thurgau noch besser unterstützen und bewirken, dass man entweder gerne in unserem Kanton bleibt, zurückkommt oder sogar hierherzieht. Denn das kommt schlussendlich allen hier zugute.

Welche gesellschaftliche Entwicklung macht Ihnen am meisten Sorgen?

Es gibt keine Entwicklung, die für mich absolut heraussticht. So vieles hängt zusammen und ist in irgendeiner Art und Weise miteinander verbunden. Ich finde, dass der Graben zwischen Arm und Reich grösser wird und damit auch Konflikte zunehmen, das Verständnis füreinander abnimmt, hat mit vielen gesellschaftspolitischen Themen zu tun (Zugang zu Bildung, Gesundheitswesen, etc.). Es gibt aber auch globale Themen wie der Ukraine-Krieg, die Flüchtlingskrise oder Nahrungsengpässe, die man sicherlich nicht aus den Augen lassen sollte und sowohl global, national als auch regional zusammenarbeiten muss, um Lösungen anzugehen.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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